Keine Toleranz am Luzerner Churchill-Quai mit den Vierbeinern

13.7.2020 - Tag der leeren Hundewiese

Was würde Friedrich Schiller, immerhin Erfinder der Wilhelm Tell-Saga, zu diesem hanebüchenen Streit um die Hundewiese am Luzerner Churchill-Quai wohl sagen? Genau! «Es kann der frömmste Vierbeiner nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Zweibeiner nicht gefällt.»

Zum Artikel von ZentralPlus sei folgendes erwähnt: Die angeblich «unmittelbare Nähe der Hundewiese zum Hotel Seeburg» ist etwas arg an den Hundehaaren herbeigezogen. Zu Wasser, zu Lande (mindestens vier bis fünf Minuten zu Fuss) und selbst in der Luft.

Und die Frage, in wie vielen parkierten Autos Hunde mitgefahren sind, kann ebenfalls beantwortet werden: Vermutlich nur ganz wenige bis gar keine. Das zeigt ein Augenschein (siehe Bild, aufgenommen am 5.7.2020 um 15.47 Uhr laut NIKON) am vergangen Sonntag bei strahlendem Sonnenschein auf der Hundewiese, die bis auf zwei Vierbeiner in der äussersten Ecke der Wiese vollkommen leer war. Nicht mal im See tummelte sich ein Exemplar mit vier Pfoten.

Stellt Euch vor, die Stadt proklamiert eine Hundewiese und kein Hund geht hin! Doch die Nachbarn regen sich auf; vermutlich haben sie in ihrem langweiligen Rentnerdasein nichts Besseres zu tun. Oder werden von Hitze, eingewachsenen Zehennägeln und Krampfadern geplagt, was ab einem gewissen Alter in dieser furchtbaren Kombination alltäglicher Mühsal tatsächlich die Sinne vernebeln kann. Das ist der eigentliche Skandal nebst der Schlamperei der Luzerner Baubehörde.

13.7.2020

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Luzerner Hundewiese am Churchill-Quai

Luzerner Hundewiese am Churchill-Quai

Foto Joseph Birrer

Anwohner kämpfen weiter gegen Hundefreilaufzone am Luzerner Churchill-Quai und reichen Anzeige ein

Toleranz zwischen Vier- und Zweibeiner

Toleranz zwischen Vier- und Zweibeiner

Foto Joseph Birrer

Weil die Stadt es versäumt hat, ein ordentliches Baubewilligungsverfahren für die Hundefreilaufzone am Churchill-Quai durchzuführen, musste sie das auf Druck hin nachholen. Nun ist eine Einsprache eingegangen. Und obendrein eine Anzeige.

Es ist ein Dauerthema; so schnell werden die erbosten Stimmen wohl auch nicht verstummen. Die Hundefreilaufzone am Churchill-Quai sorgt seit Monaten für Knatsch und Diskussionsstoff.

Worum gehts? Die Stadt hat in unmittelbarer Nähe des Hotels Seeburg eine Freilaufzone für Hunde eingerichtet – ohne zuvor ein Baubewilligungsverfahren durchzuführen. Das musste sie nachholen. Bis am 1. Juli lag das nachträgliche Baugesuch öffentlich auf.

Der Luzerner Jurist Loris Fabrizio Mainardi vertritt neun Einsprecher – die alle nicht unweit der Hundefreilaufzone wohnen.

Jurist übt harsche Kritik

Der «absolute Hauptkritikpunkt» ist das Vorgehen der Behörde, sagt Mainardi gegenüber zentralplus. «Der Stadtrat hat sich nicht an seine eigenen Regeln gehalten, indem er kein ordentliches Baubewilligungsverfahren durchgeführt hat.» Mainardi kritisiert, dass Privaten wegen Kleinigkeiten drakonische Bussen aufgebrummt würden.

«Das Verhalten der Stadt ist selbstherrlich und dreist», kritisiert Mainardi. Es sei «rechtsstaatlich enorm problematisch.» Er fordert, dass die Behörden dafür einstehen müssten – und hat wegen Verstoss gegen das Planungs- und Baugesetz Strafanzeige eingereicht.

Bewohner sorgen sich weiterhin um Sicherheit

In der Einsprache kommt aber auch bekannte Kritik aufs Tapet. Die Einsprecher bemängeln, dass die Hundefreilaufzone für Spaziergänger und Kinder nicht sicher sei. Da ist der Bereich zum See, der offen ist. Und der Zaun mit einer Höhe von 40 Zentimetern. «Nach Absprache mit dem kantonalen Veterinärdienst weiss ich, dass der Zaun mindestens 1.80 Meter hoch sein sollte, damit kein Hund darüberspringen kann. Davon sind wir beim Churchill-Quai weit entfernt.»

Zudem will die Stadt beim Churchill-Quai einen Kinderspielplatz bauen. Spielende Kinder und herumtollende Hunde – die Anwohner empfinden das als zu gefährlich.

Auch stören sie sich an sogenannten Hundetouristen – also Hundehalter, die mit ihren Hunden von ausserhalb der Stadt anreisen, damit diese sich auf der Wiese austoben können. Ein Augenschein von zentralplus vor Ort zeigte, dass immerhin fast die Hälfte aller parkierten Autos aus anderen Kantonen stammten – in wie vielen von ihnen Hunde zur Wiese gebracht worden waren, lässt sich nicht sagen (zentralplus berichtete).

Auch eine Beschwerde, die von Hundehaltern bei der Polizei gegen eine Anwohnerin eingereicht wurde, zeigt laut Mainardi, dass 43 der 80 Unterzeichnenden ihren Wohnsitz ausserhalb der Stadt Luzern haben.

Stadt bestätigt Eingang einer Einsprache

Die Forderung der Einsprecher aus der Nachbarschaft ist eindeutig: Die Hundefreilaufzone muss weg, beziehungsweise könne das Projekt in dieser Form nicht bewilligt werden. «Wenn die Stadt ein neues Projekt Hundefreilaufzone am besagten Standort lancieren möchte, müsste sie zunächst das geltende Bau- und Zonenreglement ändern und bessere Sicherheitsmassnahmen ergreifen – oder sonst die Freilaufzone an einem anderen Standort umsetzen», sagt Mainardi.

Seiner Meinung nach gebe es in der Umgebung Lido Seeburg andere Standorte, die besser dafür geeignet wären. Plätze, an denen keine Anwohner lebten.

Markus Hofmann, Bereichsleiter Baugesuche, bestätigt, dass eine Einsprache eingegangen ist. Weil es sich aber um ein laufendes Verfahren handelt, kann er keine weiteren Auskünfte erteilen. Schreibt ZentralPlus.

13.7.2020