ESAF 2019 Zug: 400'000 Besucher - Christian Stucki ist Schwingerkönig

Am offiziellen Festakt des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Zug herrschte am Sonntagmorgen grossartige Stimmung. Eindrücklich war der Einmarsch von über 1000 Mitwirkenden: Fahnenschwinger, Jodlerinnen und Jodler, Volksmusiker, Geiselchlöpfer, Musikerinnen und Musiker, Trychler, Ehrendamen, Alphornbläser, Tänzerinnen und Tänzer sowie Sängerinnen und Sänger. Die Ehrengäste, allen voran Bundespräsident Ueli Maurer, sassen in einer Kutsche, die von vier Pferden in die Zug Arena gezogen wurde.

Den Reigen der Ansprachen startete Estavayer-OK-Präsident Albert Bachmann. Er sprach über die Kraft der offiziellen Fahne. Dann begrüsste ESAF-Zug-OK-Präsident Heinz Tännler die Schwingerfamilie in vier Sprachen und übernahm darauf die offizielle Fahne. Anschliessend sang die Festgemeinde lautstark mit, als die Sängerinnen «s’Vogellisi» anstimmten. Paul Vogel, der Obmann des Eidgenössischen Schwingverbandes (ESV), dankte dem Zuger OK und lobte die grossartige Arbeit der «Chrampfer». Bundespräsident Ueli Maurer freute sich über den grössten Sportanlass der Schweiz, über die «Riesenchischte», die nahe bei unseren Wurzeln liege. Er fragte in die Zuschauermenge: «Das Schwingen, wer hat’s erfunden? Wir. Das Schwingen hat mit unseren eigenen Werten zu tun. Besser sein, gewinnen wollen», sagte Ueli Maurer. Dann folgte das Schlussbouquet: Die «Büezer Buebe» Göle und Trauffer sowie Dutzende Mitwirkende in orangen Signalwesten sorgten für einen grandiosen Ausklang des Festakts.

Christian Stucki ist Schwingerkönig

Christian Stucki besiegt im Schlussgang Joel Wicki nach 42 Sekunden. Der Berner feiert nach den Siegen am Unspunnen und am Kilchberger den Schwing-Grand-Slam. Wicki belegt punktgleich mit Stucki Rang 1b und ist damit Erstgekrönter. Hier geht es zur Schlussrangliste mit Notenblättern.

Christian Stucki hat es geschafft. Der Hüne aus Lyss trat in Zug nicht als einer der Topfavoriten an. Am Sonntag, kurz nach 17:00 Uhr, war der Königstitel dann aber doch Tatsache. Und dies nach einer Saison, die von einer langen Verletzungspause geprägt war.

Mit dem Triumph schloss Stucki die letzte Lücke in seinem Palmarès. Als erster Schwinger nach Jörg Abderhalden schaffte er den Grand Slam mit Siegen am Unspunnen (2017), am Kilchberger (2008) und nun am Eidgenössischen.

Der Schlussgang

Wicki war vor dem entscheidenden Duell klar im Vorteil. Der Vorsprung des Luzerners betrug 1,25 Punkte, ein Gestellter hätte ihm zum Königstitel gereicht. Im Schlussgang überraschte Stucki seinen Gegner aber gleich zu Beginn. Nach 42 Sekunden legte er Wicki auf den Rücken. Mit den 10,00 Punkten zog er mit dem Innerschweizer gleich und ist damit König. Wicki bleiben der Titel des Erstgekrönten und sein erster eidgenössischer Kranz.

Der Weg zum Königstitel

Stucki hatte am Samstag eine überragende Leistung gezeigt. Mit 4 Siegen (3 davon mit Maximalnote) gegen Pirmin Reichmuth, Christoph Bieri, Werner Suppiger und Matthias Herger hievte er sich in den Kreis der absoluten Topfavoriten.

Am Sonntag bekam es Stucki gleich am Morgen ein erstes Mal mit Wicki zu tun. Das Spitzenduell endete mit einem Gestellten. Ebenfalls ohne Sieger ging sein nächster Kampf gegen Armon Orlik zu Ende. Den Platz im Schlussgang sicherte sich der 34-Jährige schliesslich mit einem Erfolg gegen Domenic Schneider.

Über 400'000 Fans machten das Schwing- zu einem Volksfest

Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug sprengte alle Rekorde. Die Organisatoren sind sehr zufrieden. Heinz Tännler, OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests (ESAF) in Zug, strahlt über beide Ohren. «Wir haben alle Ziele erreicht, die wir uns gesteckt haben.» Obwohl mit über 400'000 Besucherinnen und Besuchern noch mehr Menschen auf das Festgelände kamen als erwartet, sei alles friedlich geblieben. Negative Zwischenfälle habe es so gut wie keine gegeben.

Sogar übertroffen haben die Organisatoren das Ziel, dass 80 Prozent der Gäste mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. Das zeige schon alleine die Tatsache, dass von den 5'000 Parkplätzen, die zur Verfügung standen, nur ungefähr die Hälfte benötigt wurden. Dafür sei der ÖV an seine Grenzen gekommen. Um die S-Bahn zu entlasten, wurden zeitweilig Busse eingesetzt.

Es war in jeder Hinsicht das grösste Eidgenössische Schwing- und Älplerfest aller Zeiten. Für Zug hätten diese Dimensionen gepasst, grösser dürfe das ESAF indes nicht mehr werden, sagt Tännler. «Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir aufpassen müssen, die Balance zwischen Sport und Party nicht zu verlieren.»

Das nächste ESAF findet 2022 in Pratteln (BL) statt. Der dortige OK-Chef Thomas Weber kündigt bereits an, das Fest zu redimensionieren. Die Arena werde maximal 50'000 Menschen aufnehmen (in Zug waren es 56'500) und auch das Festgelände werde kleiner sein. Allerdings sei nicht ausgeschlossen, dass in der nahen Stadt Basel Festivitäten stattfinden.

26.8.2019