Lockdown am Luzerner Löwendenkmal

Wo sich üblicherweise Tag für Tag einige tausend Touristinnen und Touristen aus aller Welt tummeln, ist es im Ausnahmezustand still geworden: der Luzerner Löwe liegt verlassen da. Die Luzerner Künstlerinnen Barbara Hennig Marques und Olivia Lecomte nutzen die besondere Situation vor dem Denkmal und veranschaulichen mit der Fotoserie «The Lion’s Lockdown» die neuen Credos dieser verrückten Zeit.

Seit Wochen sind wir angehalten, zu Hause zu bleiben, auf Distanz zu gehen und der Gesundheit eines jedes einzelnen Respekt entgegenzubringen. Unserem Treiben in einer globalisierten Welt ist eine Pause verordnet. Unsere Freiheit kennt plötzlich Grenzen. Wir bemerken vielleicht zum ersten Mal, dass die Eile und Leistungsorientierung, die Kauflust und Erlebnisgier wenig mit dem Existenziellen zu tun haben. «Bleiben Sie zu Hause», «Halten Sie Abstand», «Waschen Sie die Hände»! Sätze wie diese werden zum Credo der Zeit. Sie krallen sich in uns hinein wie ein steinernes «Denk mal!». Die Luzerner Künstlerinnen Barbara Hennig Marques und Olivia Lecomte ziehen Parallelen zwischen dem Löwen-Denkmal und unserem Zustand: wir sind festgesetzt wie es der Löwe seit 199 Jahren ist, während das haltlose Virus rasend schnell um sich greift.

Lockdown am Löwendenkmal

Lockdown am Löwendenkmal

Bild ZVG L21

In den Serien «Stay at Home», «Keep Distance», «Wash Hands», «Lion’s Lockdown», «Catch Drops», «No Shaking Hands» und «Respect» widmen sich die Künstlerinnen unterschiedlichen Aspekten des «Lockdowns» und berühren dabei kritische Aspekte der angeordneten Ruhe: In der einmalig stillen Schönheit des Löwen zeigen sie den Menschen als Statist und visualisieren die Grenzen zwischen uns als gläserne Scheibe. Sie bringen die von der Desinfektion rissige Haut zum Vorschein und stellen imaginierte Gesprächspartner als Aushilfe gegen die soziale Einsamkeit vor. Sie thematisieren Alkoholkonsum ebenso wie das Zuwider-Handeln gegen die häusliche Verwahrung. Barbara Hennig Marques und Olivia Lecomte verhelfen dem «Lockdown» zu einem Bild, das klarer nicht sein könnte: Menschen voneinander über längere Zeit in Distanz zu bringen, bedeutet sie zu absurden Denkmälern ihrer selbst zu machen. Zu sehen sind die eindrücklichen Fotografien bis Anfang Juni 2020 nahezu täglich als digitale Performance auf: Instagram (https://www.instagram.com/lionmonument_21), Facebook (https://www.facebook.com/loewendenkmal21) und auf der Webseite des Projekts Löwendenkmal 21 (https://www.loewendenkmal21.ch).

30.4.2020