Grosses Verbesserungspotenzial im Schweizer Gesundheitswesen

In der Schweiz muss die Qualität der medizinischen Versorgung verbessert werden. Dies zeigt der nationale Qualitätsbericht im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) Der Bericht kritisiert vor allem die mangelnde Transparenz über die Qualität. Es liegen zu wenig Informationen vor, um Verbesserungen vorzunehmen. Mit der kürzlich beschlossenen Teilrevision des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) erhält der Bund die rechtliche Basis und die finanziellen Mittel, um die Qualität und die Patientensicherheit nachhaltig zu stärken.

Die Schweiz verfügt über ein gutes, aber auch teures Gesundheitssystem. Trotzdem erleiden gemäss Schätzungen rund zehn Prozent aller Patientinnen und Patienten während einer medizinischen Behandlung einen Schaden; die Hälfte der Fälle wäre vermeidbar. Der grösste Handlungsbedarf besteht in den Bereichen Medikation und healthcare-assoziierte Infektionen.

Die Zahlen zeigen, dass erhebliche Fortschritte notwendig sind, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern. Der vom BAG publizierte nationale Bericht zur Qualität und Patientensicherheit im schweizerischen Gesundheitswesen bietet erstmals eine detaillierte Standortbestimmung zur Situation in der Schweiz. Verfasst wurde er unter der Leitung von Professor Charles Vincent, Universität Oxford, und Anthony Staines, Qualitätsbeauftragter des Waadtländer Spitalverbands. Der Bericht stützt sich unter anderem auf 28 Kurzberichte (Short Reports), welche die wichtigsten Schweizer Akteure aus dem Bereich Versorgungsqualität erarbeitet haben.

Arzt

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Symbolbild by rawpixel pixabay

Mangel an verlässlichen Informationen

Behindert werden Fortschritte in der Behandlungsqualität vor allem durch den Mangel an verwertbaren und zugänglichen Informationen. Diese Daten werden jedoch benötigt, um Behandlungsstandards zu überprüfen und die Wirkung der getroffenen Massnahmen zu beurteilen. Die Bereitstellung von verlässlichen Informationen stellt im dezentral organisierten, komplexen Gesundheitssystem eine grosse Herausforderung dar. Sie ist aber Voraussetzung für die Gewährleistung einer sicheren und hochstehenden medizinischen Versorgung. Mit der Entwicklung von schweizweit geltenden Qualitäts- und Sicherheitsindikatoren könnten die grössten Lücken beseitigt werden.

Bessere Ausbildung sowie verstärkter Einbezug der Patientinnen und Patienten

Der nationale Qualitätsbericht enthält einen Katalog von Empfehlungen an alle Akteure des Gesundheitssystems. Gefordert wird insbesondere eine verstärkte Ausbildung des Gesundheitspersonals im Qualitätsbereich, die Förderung einer Qualitätskultur in den Einrichtungen und die Erarbeitung weiterer nationale Qualitätsprogramme. Der Bericht empfiehlt zudem ganz grundsätzlich die stärkere Einbeziehung von Patientinnen und Patienten und betreuenden Angehörigen. Ihre Erfahrungen und Meinungen werden im Schweizer Gesundheitswesen viel zu wenig genutzt.

Vermehrte Koordination von Qualität und Sicherheit

Mit der Revision des KVG zur Stärkung von Qualität und Wirtschaftlichkeit, die das Parlament im Juni 2019 verabschiedet hat, erhält der Bund die rechtliche Basis und die finanziellen Mittel, um die Qualität und die Patientensicherheit nachhaltig zu stärken.

So werden die Verbände der Versicherer und der Leistungserbringer ab 2021 verpflichtet, zusammen gesamtschweizerisch geltende Qualitätsverträge abzuschliessen. Diese legen verbindliche Verbesserungsmassnahmen und regelmässige Überprüfungen fest. Eine eidgenössische Qualitätskommission wird künftig Qualitätsprogramme lancieren und weitere nationale Qualitätsindikatoren festlegen. Die Kommission wird zudem den Bundesrat und die Akteure beraten. Der Bundesrat legt den strategischen Rahmen fest vor, unter anderem mit der Definition von Vierjahreszielen. Diese neuen Bestimmungen werden 2021 in Kraft treten.

Quelle: Bundesamt für Gesundheit

8.11.2019