Kleiner Eisbär entdeckt den Frühling

Früh übt sich, was eine gute Eisbär-Schwimmerin werden will

Bei Mama Tonja ist's halt doch am schönsten

Bei Mama Tonja ist's halt doch am schönsten

Bild ZVG Tierpark Berlin

Ein grosser weisser Bär schaut aus dem felsigen Höhleneingang und kommt gemächlich nach draussen, kurz später flitzt ein kleines weisses Fellknäul mit Knopfaugen hinterher – monatelang fieberte ganz Deutschland diesem Augenblick entgegen. Endlich war es soweit: Eisbärin Tonja (9) unternahm zusammen mit ihrem Nachwuchs den ersten grossen Ausflug auf die Aussenanlage.

«Das ist heute natürlich ein ganz besonderer Tag für das gesamte Team des Tierpark Berlin», verkündet Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem stolz. «Nach dem monatelangen Bangen und Daumendrücken ist die Erleichterung kaum in Worte zu fassen und wir freuen uns, dass das kleine Eisbärchen ab diesem Wochenende auch endlich für unsere Besucher zu sehen ist.» Die ersten dreieinhalb Monate verbrachten das Eisbär-Mädchen und Mutter Tonja ausschliesslich in der Wurfhöhle.

Dort wuchs das anfänglich nur meerschweinchengrosse Jungtier zu einer kräftigen kleinen Bärin heran. «Wir sind mit der Entwicklung nach wie vor sehr zufrieden – die junge Eisbärin ist mittlerweile so aktiv und sicher auf den Tatzen, dass es nun Zeit für den ersten Ausflug war», erklärt Eisbär-Kurator Dr. Florian Sicks. Bereits bei der zweiten Tierarzt-Untersuchung hat sich der Nachwuchs so selbstbewusst gezeigt, dass an ein erneutes Wiegen und Messen nicht zu denken war.

Kaum draussen, startete die Kleine direkt eine ausgiebige Erkundungstour über die Anlage

Abenteuerlustig kletterte sie die Felsen rauf und runter, auch ein ausgiebiges Bad im grossen Wasserbecken durfte nicht fehlen. «Sobald junge Eisbären alt und kräftig genug sind um mit ihren Müttern die Wurfhöhle zu verlassen, können sie bereits instinktiv schwimmen», erklärt Sicks. Mama Tonja liess ihren Nachwuchs dabei zu keiner Zeit aus den Augen und stand stets helfend zur Seite.

Seit16. März 2019 sind Tonja und die kleine Eisbärin täglich auf der Aussenanlage für die Tierpark-Besucher zu sehen. Da solche Entdeckungstouren für kleine Eisbären jedoch auch ziemlich anstrengend sind, werden sich die beiden vor allem anfangs noch regelmässig zum Ausruhen in die Wurfhöhle zurückziehen und somit nur stundenweise draussen sein. Einen Namen hat die kleine Bärin noch nicht. Derzeitig laufen noch die Abstimmungen mit potenziellen (namenmitbestimmenden) Paten. Die Entscheidung, wer Pate ist und wie das kleine Eisbärchen heisst, wird voraussichtlich Anfang April fallen.

Das grösste Landraubtier der Erde in Gefahr

So putzig der Eisbär-Nachwuchs im Tierpark Berlin ist, so wichtig ist auch dessen Rolle als Botschafter für die gesamte Art. Schliesslich droht den Eisbären im natürlichen Lebensraum eine grosse Gefahr, auf die Industrienationen wie Deutschland einen nicht unbedeutenden Einfluss haben: Stetig steigende Temperaturen haben unter anderem zur Folge, dass das Eis in der Arktis schmilzt. Das würde bedeuten, dass der früher riesige Lebensraum der Eisbären rasant schrumpft. Zudem schwinden ihre Chancen, Robben zu erbeuten, denn diese können Eisbären im Wasser nicht jagen. Der Eisbär wird auf der «Roten Liste» der Weltnaturschutzunion (IUCN) bereits als gefährdete Tierart eingestuft.

Zoo und Tierpark Berlin unterstützen die Non-Profit-Organisation Polar Bears International, welche die gefährdeten Bären in ihrem natürlichen Lebensraum erforscht. Das Ziel: Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen Schutzzonen einrichtet werden, in denen die Tiere genug Nahrung finden und Nachwuchs ungestört grossziehen können. Mehr Infos dazu finden Sie unter: www.tierpark-berlin.de/de/natur-und-artenschutz/artenschutz-weltweit/eisbaer

Quelle: Tierpark Berlin

Bilder ZVG: Tierpark Berlin

31.3.2019

Hintergrund

Am 1. Dezember 2018, um 2:33 Uhr brachte Eisbärin Tonja im Tierpark Berlin das damals noch taube und blinde Jungtier auf die Welt. Die Sterblichkeitsrate bei jungen Eisbären ist sehr hoch – im natürlichen Lebensraum werden nur etwa 15 % älter als zwei Jahre. Bei der ersten Tierarzt-Untersuchung am 14. Februar 2019 brachte die kleine Eisbärin bei einer Grösse von 61 cm von Kopf bis Po stolze 8,5 kg auf die Waage. Wie bei den als Einzelgänger lebenden Eisbären üblich, ist Eisbär-Vater Wolodja (7) an der Aufzucht des Jungtiers nicht beteiligt. Er lebt mittlerweile in einem niederländischen Zoo.