Joseph Mallord William Turner: Turner. Das Meer und die Alpen

Joseph Mallord William Turner

Joseph Mallord William Turner

Lake Lucerne: The Bay of Uri, from Brunnen, ca.1841/42. Aquarell auf Papier, 24.4 x29.9 cm. Bild: Tate, London, 2019. Bild ZVG

Mit der Ausstellung «Turner. Das Meer und die Alpen» feiert die Kunstgesellschaft Luzern das 200-Jahr-Jubiläum. Die Ausstellung ist vom 6. Juli bis 13. Oktober 2019 im Kunstmuseum Luzern zu sehen und umfasst rund 100 Werke, darunter auch etliche Arbeiten, die während Turners Besuchen in Luzern entstanden sind.

Der britische Maler Joseph Mallord William Turner bereist die Schweiz auf der Suche nach spektakulären Motiven. Dabei besucht er Luzern mehrfach, um vor Ort das einmalige Zusammenspiel von Licht und Wetter, See und Bergen zu studieren.

Der erste Besuch des Malers in der Zentralschweiz fällt in das Jahr 1802, als Zehntausende britische Reisende die kurze Zeit des Friedens von Amiens nutzen, um den Kontinent zu bereisen. Die Eindrücke von Meer und Alpen sind für Turner von zentraler Bedeutung: Schönheit und Bedrohlichkeit der Natur kulminieren hier zum für die Romantik zentralen Sujet des Erhabenen. Die Alpen sind mit der aufkommenden Romantik nicht mehr nur ein Hindernis auf der Reise nach Süden, sondern werden zum Reiseziel. Gleichzeitig werden sie zum Sujet der Kunst.

Turner füllt mehrere Skizzenbücher mit Eindrücken aus den rauen Alpen. Die Darstellungen der Schöllenenschlucht und des «Mer de Glace» zeugen von Turners Interesse an Wetter und Elementen. Schönes Wetter bedeutet für den Maler Sturm und Regenschauer oder mindestens Dunstschleier und Wolkenhimmel.

Während seinen jährlichen Besuchen in Luzern 1841–1844 skizziert Turner die Rigi aus dem Hotelzimmer und reist mit dem ersten Dampfschiff über den Vierwaldstättersee. Zurück in seinem Londoner Atelier verarbeitet er seine Skizzen zu leuchtenden Aquarellen und Ölgemälden. Die Rigi malt Turner so oft in verschiedenen Licht- und Farbstimmungen, dass der Kunsthistoriker John Ruskin, der Turners Nachlass verwaltet, erstaunt meint: «Ich kann nicht sagen, warum ihn die Rigi so sehr begeisterte …»

Turner ist ein gewiefter Unternehmer. Er eröffnet einen Ausstellungsraum, um seine Werke der Käuferschaft zu präsentieren, und fertigt Musterstudien an. Mit diesen detaillierten Skizzen von Vierwaldstättersee und Rigi will er Auftraggeber für ausgearbeitete Sujets gewinnen. Die rund hundert Leihgaben aus Grossbritannien und der Schweiz umfassen Papierarbeiten mit Zentralschweizer Motiven, darunter die berühmte Blaue Rigi, Sonnenuntergang (1844), das Luzerner Skizzenbuch sowie Turners erstes ausgestelltes Ölbild und sein faszinierendes Spätwerk.

Mit «Turner. Das Meer und die Alpen» sind nun, nach fast 200 Jahren, die Werke zurück an ihren Entstehungsort zu sehen. Die Ausstellung markiert den Höhepunkt des 200-Jahr-Jubiläums der Kunstgesellschaft Luzern, dem Trägerverein des Kunstmuseums Luzern. Denn Turner besucht Luzern just in jenen Jahren, als die Kunstgesellschaft gegründet wird. Die Gründung der Kunstgesellschaft Luzern 1819 durch Künstler/-innen und Bildungsbürger/-innen ist Ausdruck des bürgerlichen Bedürfnisses nach Teilhabe und Mitgestaltung.

Gleichzeitig blüht in jenen Jahren der Tourismus auf und die Zentralschweiz mit ihren zahlreichen Naturschönheiten zieht die Reisenden magisch an. Der aufkommende Tourismus beflügelt die Entwicklung in der Zentralschweiz und fördert das Interesse an Alpendarstellungen und somit den Verkauf von Turners Werken.

5.7.2019