Hilfspaket für den Sport: 350 Millionen für Fussball- und Eishockeyligen

Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 13. Mai 2020 Massnahmenbereiche und finanzielle Eckwerte für ein Stabilisierungspaket zu Gunsten des Schweizer Sports festgelegt. Der Bundesrat rechnet mit Beträgen von 350 Millionen Franken für den Betrieb der Fussball- und Eishockeyligen und 150 Millionen Franken zur Stützung des Breiten- und Leistungssports. Der Zusammenbruch des Ticket- und Saisonkartenverkaufs, die Absage von kleinen und grossen Sportveranstaltungen, der Rückzug von Sponsoren – die Folgen der Coronakrise bedrohen vom lokalen Verein bis zu den professionellen Klubs und Verbänden tragende Pfeiler des Schweizer Sportsystems.

Die Erfahrungen aus früheren Finanz- und Wirtschaftskrisen zeigen, dass der Sport von einer Krise stärker und länger betroffen ist als die Wirtschaft. Diese Erkenntnis gründet auf den besonderen Finanzierungsmechanismen des Sports und der ausgeprägten Abhängigkeit von Sponsoren, Veranstaltungseinnahmen, Medien, TV-Rechten, Lotterien und Fondsgeldern des Gemeinwesens. Besonders betroffen sind die sportwirtschaftlich bedeutendsten Bereiche wie Sportanlagen und -veranstaltungen, Vereine und Verbände sowie der Sporttourismus. Der Bundesrat hat die Massnahmenbereiche und die finanziellen Eckwerte für ein Hilfspaket festgelegt, das der Bedeutung des Sports für Gesellschaft und Wirtschaft gerecht wird und die Sportstrukturen der Schweiz vor grossen Schäden bewahrt soll. Das VBS wird beauftragt, dem Bundesrat Anträge zur Anpassung der COVID-19-Verordnung Sport und zu weiteren Massnahmen zur Stabilisierung der Strukturen des Schweizer Sports zu unterbreiten.

Es wird ein nach Profiligen und Breitensport differenziertes Verfahren angestrebt.

Darlehen für die Profiligen in Fussball und Eishockey

Die Folgen der weiter andauernden pandemierechtlichen Einschränkungen sind für die Fussball- und Eishockeyligen, ihre Vereine und die Sportwirtschaft schwerwiegend; zudem drohen einschneidende Auswirkungen auch auf die Nachwuchsarbeit. Um den Betrieb bis Ende der Saison 2020/2021 sicherzustellen, sind rückzahlbare Darlehen von insgesamt 350 Millionen Franken vorgesehen. Eine erste Tranche à 175 Millionen Franken soll die Ertragsausfälle ab 1. Juni für die nächsten sechs Monate auffangen. Für den Fall, dass der Spielbetrieb während 12 Monaten nur eingeschränkt möglich ist, soll eine zweite Tranche von weiteren 175 Millionen Franken im Budget 2021 des Bundes eingestellt werden. Bei beiden Tranchen gehen jeweils 100 Millionen Franken an die Fussball- und 75 Millionen Franken an die Eishockeyliga.

Die Darlehen werden via Ligen ausbezahlt und sind mit Verpflichtungen und Auflagen verbunden: Es muss ein solidarisch getragener Sicherheitsfonds für künftige Risiken geschaffen werden und die Bundesdarlehen dürfen nicht für die Deckung überdurchschnittlicher Spielersaläre verwendet werden. Zudem muss die Nachwuchsarbeit mindestens im gleichen Umfang wie vor der Pandemie weitergeführt werden.

Unterstützung auch für den Breiten- und übrigen Leistungssport

Sowohl der Breitensport wie auch der übrige Leistungssport ausserhalb von Fussball und Eishockey sind von den Schutzmassnahmen des Bundes gegen Covid-19 stark betroffen (abgesagte Vereinsanlässe, wegfallende Sponsoren und Startgelder). Der Bundesrat hat am 20. März bereits 50 Millionen Franken genehmigt, die als A-fonds-perdu-Beiträge an Sportvereine und -organisationen in finanzieller Not ausbezahlt werden können. Der Bundesrat geht davon aus, dass die Krise gerade im Breitensport erst später richtig durchschlagen und der Unterstützungsbedarf erheblich zunehmen wird. Deshalb sind für 2020 zusätzlich 50 Millionen Franken und im Budget 2021 weitere 100 Millionen Franken vorgesehen. Ziel ist es, eine nachhaltige Schädigung der stark vom Ehrenamt geprägten Schweizer Sportstrukturen zu verhindern.

Rückzahlbare Darlehen für internationale Sportorganisationen

Im Weiteren beauftragt der Bundesrat das VBS, die Gewährung rückzahlbarer Darlehen an internationale Sportorganisationen zu prüfen. Davon ausgenommen sind FIFA, IOK und UEFA als finanzstärkste Organisationen. In der Schweiz sind rund 60 internationale Sportverbände angesiedelt. Einigen droht die Zahlungsunfähigkeit, etwa durch die Absage von nationalen und internationalen Sportgrossanlässen. Das Internationale Olympische Komitee soll sich zu 50%, Sitzkantone und Bund zusammen ebenfalls mit 50% an der Unterstützung beteiligen.

Auszahlung der Subventionen für Jugendförderung J+S

Schliesslich hat der Bundesrat von der Absicht des VBS Kenntnis genommen, Vereine und Organisationen, die J+S-Aktivitäten wegen der Pandemie nicht durchführen konnten, die ausgefallenen Subventionen dennoch auszuzahlen. Dies geschieht im Rahmen des bewilligten J+S-Kredits und entspricht dem Willen der zuständigen Parlamentskommissionen.

Quelle: BASPO - Bundesamt für Sport

14.5.2020

Fussball

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Symbolbild Pixabay

Ist so viel Geld wirklich nötig, Frau Amherd?

350 Millionen Franken für den Profisport wegen der Coronakrise: Ist das angemessen? Bundesrätin Amherd nimmt Stellung.

SRF News: Frau Bundesrätin, 350 Millionen Franken will der Bundesrat bereitstellen für die Profiligen im Schweizer Fussball und Eishockey. Menschen, die sich nicht für diese Sportarten interessieren, fragen sich wohl: Ist so viel Geld wirklich nötig?

Viola Amherd: Ja, das sind grosse Beträge. Doch diese Profiligen sind jetzt in einer schwierigen Situation. Die Krise schlägt auch auf den Sport durch. Wenn wir hier keine Unterstützung leisten, riskieren wir, dass die Profistrukturen zum Teil verloren gehen. Damit wäre Nachwuchsförderung nicht mehr möglich. Der Sport ist aber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wir haben in der Schweiz insgesamt rund 100'000 Jobs im Sportbereich. Der Sport trägt 1.7 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Er ist wirtschaftlich wichtig, aber auch für die gesamte Bevölkerung, die sich dafür begeistert. Diese 350 Millionen sind zudem Darlehen, die von den Klubs zurückgezahlt werden müssen.

Sie stellen auch klare Bedingungen. Sie sagen zum Beispiel, mit diesem Geld dürften nicht überdurchschnittliche Spielerlöhne bezahlt werden. Wie wollen Sie das denn kontrollieren?

Wir haben uns mit den Ligen schriftlich darauf verständigt, dass die Klubs die Spielerlöhne nicht erhöhen, solange sie ein Darlehen vom Bund haben. Gleichzeitig verpflichten sich die Ligen, dafür zu sorgen, dass die Löhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent sinken, Boni und Prämien inklusive.

Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, da können wir sogar Einsicht nehmen in die Bücher und das kontrollieren. Wir können natürlich keine Arbeitsverträge ausser Kraft setzen. Aber immerhin haben wir so die Möglichkeit, eine Deckelung und sogar eine Reduktion der Löhne zu bewirken.

Bundesrätin Viola Amherd

Die Fussball- und Eishockeyligen verpflichten sich, dafür zu sorgen, dass die Löhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent sinken.

Bundesrätin Viola Amherd im Interview mit SRF

In Deutschland beginnt übermorgen die Fussball-Bundesliga wieder mit Geisterspielen. Sie als Sportministerin, aber auch als Sportfan, verfolgen Sie das?

Ich verfolge das sicher, das ist natürlich interessant für uns, weil wir in zwei Wochen im Bundesrat entscheiden, ob Geisterspiele auch bei uns möglich sind. Bis dann werden wir wissen, wie sich die Lockerungen dieser Woche auf die Zahlen ausgewirkt haben. Ob die Infektionszahlen wieder steigen, oder ob es so gut geht wie bis jetzt, was ich natürlich hoffe. Die Bevölkerung ist sehr verantwortungsvoll und hält sich an die Regeln. Wenn es so weitergeht, dann kann man diesen nächsten Schritt machen. Aber eben: Die Zahlen müssen wir zuerst anschauen, es wäre verfrüht, dazu jetzt schon was zu sagen.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz

Quelle: SRF

14.5.2020