Trauerprozession von Extinction Rebellion in Luzern

In einer Trauerprozession von Extinction Rebellion wurden vergangenen Samstag drei Särge durch die Stadt Luzern getragen. Die rund 12 Sargträger wurden dabei von einem Heer von rund 90 Aktivisten umsäumt, die schwarze Kleidung trugen.

Hie und da lugte eine rote Blume aus dem Revers, dort schlug eine Pauke die Vergänglichkeit an. Passanten und Touristen wurden farbenfrohe Blumen gereicht. Extinction Rebellion wollte mit der Aktion auf das menschlich verursachte Artensterben aufmerksam machen.

Symbolisch wurden mit dem Schauspiel eine Million direkt vom Aussterben bedrohten Tierarten zu Grabe getragen. Begonnen hat die Prozession um 14:15 Uhr im Vögeligärtli, wo die Särge zusammen gezimmert wurden. Im Helvetiagärtli gab es eine Ansprache, ehe der bedächtige Zug zu Chopins Klaviersonate No. 2 (Op. 35) in einer speziellen, andächtigen Stimmung zur Luzerner Kantonalbank zog. Zahlreiche Aktivisten fielen dort unvermittelt um und blieben in einer eindrücklichen Geste regungslos auf dem Gehsteig liegen.

Später erreichte der Tross den Jesuitenplatz an der Reuss, wo eine Rede zur Biodiversität gehalten wurde. Kurz nach Ladenschluss – wie es die Bewilligung der Stadt erforderte – wurde die Reussbrücke überquert, wo es einige interessante Interaktionen mit Touristen und Einwohnern gab, die aus ihrem alltäglichen Treiben gerissen wurden. Die Aktivisten erklommen darauf hin die Rathaustreppe und fanden sich auf dem Kornmarkt zu einer stillen und redsameren Andacht ein.

Von da ging es über den Schwanenplatz, vom lauten Luzerner Verkehr begleitet, der Chopins Klänge verhöhnte, über die Seebrücke retour ins Vögeligärtli, wo der Umzug schliesslich endete. Die Aktivisten verbrachten noch eine geraume Weile ins Gespräch vertieft auf dem Rasen des sonnigen Parks.

«Die Credit Suisse und UBS sind mit Ihren Investitionen zwei Hauptakteure des Artensterbens und der Klimaerwärmung.» Artensterben und Klimakrise sind eng miteinander verflochten. So hängen rund 80% unserer pflanzlichen Lebensmittel direkt von der Bestäubung durch Insekten ab. Zwei Fünftel aller Insekten in der Schweiz sind bereits ausgestorben oder davon bedroht. Die menschliche Klimaerhitzung wird eine ganze Reihe nicht abschliessend bekannter und für den Menschen völlig unkontrollierbare Prozesse in Gang setzen, die uns unserer Lebensgrundlage berauben.

«In der Politik ist ein Totalversagen auszumachen. Die Massnahmen sind bestenfalls Kosmetik.» Die soziale Bewegung ruft im ganzen Land zum zivilen Ungehorsam auf: Bundesrat und Parlament sollen laut Extinction Rebellion endlich öffentlich anerkennen, dass es sich bei der menschlich verursachten Klimaerhitzung um einen dringlichen Notstand handelt.

«Unsere Regierungsräte lesen die IPCC-Berichte gar nicht erst.»

Vom 9. bis 20. September finden in neun Schweizer Städten Aktionen von Extinction Rebellion statt. Die Tour startete in Bern, es gab Aktionen in Zürich, Fribourg, Martigny, Neuchâtel. Auf den Trauermarsch von Luzern folgen Genf und Delémont. In Lausanne findet am 20. September das Finale statt.

17.9.2019